40 Jahre Brückenbau in Wetzlar

„Eine Brücke verbindet nicht nur zwei Ufer, sondern auch die Menschen.“ – Albrecht Broemme

Der 40. Aufbau der Pontonbrücke durch den THW Ortsverband Wetzlar wurde gebührend gefeiert. Der Ortsbeauftragte, Jörg Velten, begrüßte stellvertretend für die Helfer des THW Ortsverbandes Wetzlar und des DLRG Kreisverband Lahn-Dill die  zahlreichen Gäste und Zuschauer. Die heimische Bundestagsabgeordnete, Frau Sybille Pfeiffer und der Landtagsabgeordnete Herr Stephan Grüger besuchten die Veranstaltung. Zusammen mit Herrn Oberbürgermeister Wolfram Dette und Herrn Bürgermeister Manfred Wagner verfolgten sie live den Aufbau der Arno-Riedl-Brücke. Auch von Seiten des Technischen Hilfswerks war hochrangiger Besuch vor Ort.

Erstmals in der über 60 jährigen Geschichte des Ortsverbandes besuchte der Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk den Ortsverband. Herr Albrecht Broemme und Herr Gerold Reichenbach als Vorsitzender der THW Landesvereinigung Hessen e. V. sahen sich gemeinsam die Arbeiten rund um den Aufbau der Pontonbrücke an.

Der Stadtverordnetenvorsteher Herr Udo Volk, einige Stadtverordneten, Magistratsmitglieder der Stadt Wetzlar und Peter Neul vom Tiefbauamt waren ebenfalls vor Ort. Auch der Erste Kreisbeigeordnete des Lahn-Dill-Kreises, Herr Heinz Schreiber und die Geschäftsführerin der THW Geschäftsstelle Gießen, Frau Stephanie Lauber, verfolgten das Geschehen. Der Ortsbeauftragte konnte ebenso die zahlreichen Vertreter der Wetzlarer Hilfsorganisationen und die vielen Helfer der DLRG und der THW Ortsverbände Grünberg, Dillenburg, Weilburg und Wetzlar begrüßen.

Brückenbau mit Tradition

Mit dem Wortlaut dieser Schlagzeile in der Wetzlarer Neuen Zeitung begann der Ortsbeauftragte, Jörg Velten, vor ca. 300 anwesenden Gäste und Zuschauer seinen Rückblick auf die 40 jährige Geschichte der Wetzlarer Pontonbrücke. Als diese 1975 begann hat vermutlich niemand daran gedacht, dass die Brücke auch 40 Jahre später noch genutzt werden kann.

Der Ursprung des Brückenbaus durch das THW war zum ersten Hessentag in Wetzlar im Jahre 1975. Die damalige Konstruktion wurde als vorübergehende Behelfsbrücke für die Veranstaltung geplant und fand bereits im ersten Jahr große Beliebtheit bei den Einwohner und Besuchern der Wetzlarer Innenstadt.

Sie verbindet die Colchester-Anlage mit dem gegenüberliegenden Lahnufer an der Hintergasse und trägt dazu bei, die Lahn als Mittelpunkt der Stadt weiter zu erschließen.

Seit 1975 wird diese Brücke von den ehrenamtlichen Helfern des THW Ortsverbandes Wetzlar in Zusammenarbeit mit der DLRG im März auf- und im November abgebaut.

40 Jahre ist zwar keine Ewigkeit, jedoch in Anbetracht des ehrenamtlichen Engagements vieler freiwilliger Helfer eine immens lange Zeit.

„Wenn die Pontonbrücke aufgebaut wird, weiß man, dass es langsam Frühling wird." So hat beim letzten Aufbau ein Spaziergänger die Arbeit von vielen ehrenamtlichen Helfer des THW und der DLRG kommentiert.

Wie jedes Jahr wird Anfang März die Arno-Riedel Brücke (Pontonbrücke) in der Colchester-Anlage in Wetzlar von zahlreichen Helfern des THW Ortsverbandes Wetzlar und der DLRG aufgebaut. Frühmorgens trafen sich am Samstag, den 7. März 2015 um 7:00 Uhr die freiwilligen Helfer, um den Aufbau zeitig zu beenden.

Die Aufgabenverteilung erfolgt seit Jahren nach dem gleichen Prinzip. Während das THW hauptsächlich für den Transport und den Aufbau der Brückenteile zuständig ist, sichert die DLRG alle Beteiligten zu Wasser ab und unterstützt ebenfalls vom Wasser und auf dem Land.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Konstruktion der Brücke oftmals geändert. Die jetzige Brücke wurde unter Berücksichtigung der Anforderung im Rahmen des zweiten Hessentages in Wetzlar gebaut und ist seit 2011 in Betrieb.

Selbst nach 40 Jahren sind unter den 30 Männern des THW, die beim Aufbau vor Ort sind, noch einige die beim Aufbau der ersten Ponton-Brücke im Jahr 1975 dabei waren. Der erste Aufbau damals dauerte mehrere Tage und konnte erst nach Beginn des Hessentages abgeschlossen werden. Die Holzbalken waren so schwer, dass sie nur von mehreren Helfern getragen werden konnten. Seit dem ersten Aufbau wird die Brücke auf Schwimmkörper, sog. Pontons,  aufgebaut. Die ersten Pontons wurden von der amerikanischen Armee ausgeliehen.

Der Aufbau geschah früher in mühsamer Handarbeit. Die THW-Helfer haben die Pontons mit den Holzbalken belegt, ohne Kran, nur mit einem Schlauchboot und Hanfseilen.

Die Brücke sollte ursprünglich nach dem Hessentag in 1975 wieder abgebaut und nie wieder aufgebaut werden. Die Anwohner und Besucher der Wetzlarer Innenstadt hatten jedoch ein sehr großes Interesse an der schnellen Verbindung zwischen der Langgasse und der Colchester-Anlage.

Die Errichtung einer festen Brücke hätte einen unverhältnismäßigen großen Aufwand bedeutet. Da die Pontonbrücke keine Fundamente, Brückenpfeiler oder Widerlager benötigt, kann sie schneller und billiger errichtet werden als eine feste Brücke.

Die Gremien der Stadt Wetzlar entschieden sich daher die Pontonbrücke weiter zu nutzen.

Die Brücke blieb dann bis Ende Oktober stehen. Die Helfer des THW bauten sie ab und transportierten sie ins Winterlager. Für den nächstjährigen Wiederaufbau waren vorher umfangreiche Wartungsarbeiten nötig. Zudem mussten einige Teile ersetzt werden. In den Anfangsjahren nahmen einige THW Helfer an Ausbildungs-lehrgängen für den Brückenbau teil. Sie konnten dadurch viele Kenntnisse und Qualifikationen für den Brückenbau erwerben.

Die vorhergehende Konstruktion wurde vom THW Helfer Arno Riedl entworfen. Zusammen mit vielen Helfern und der großzügigen Unterstützung der Stadt Wetzlar wurden die einzelnen Elemente geplant und gebaut. Zu Ehren des genialen Baumeisters und langjährigem THW Helfer wurde die Brücke nach ihm benannt und heißt seit 1986 „Arno-Riedl-Brücke“. 

Bis 2010 wurde die wurde die Brücke dreimal neu konstruiert. Die ehrenamtlichen Helfer des THW Ortsverbandes Wetzlar haben sie in Eigenregie geplant, konstruiert, auf- und abgebaut.

Die für den Auf- und Abbau nötige Ausstattung wurde größtenteils selbst von den THW-Helfern hergestellt.

Durch den jahrzehntelangen Gebrauch und die gelegentlichen Hochwässer war die alte Brücke  derart verschlissen, dass ihre Instandsetzung und Wartung in 2010 nicht mehr wirtschaftlich war.

Sie war nur 1,50 Meter breit und dadurch für die beim zweiten Hessentag zu erwartenden Menschenmassen zu schmal und wenig belastbar.

Für den zweiten Hessentag in Wetzlar in 2012 war eine neue Brücke erforderlich. Um den zu erwartenden Besuchermassen gerecht zu werden, musste die neue Brücke breiter und höher belastbar sein.

Erstmals in der Geschichte wurde die Brücke nicht von ehrenamtlichen Helfern sondern von einer Firma (SBS GmbH in Andernach) konstruiert und gebaut.

Einige THW Helfer wurden von der Firma in die Planungen und Konstruktion eingebunden und konnten sich bereits vor dem ersten Aufbau mit den neuen Bedingungen und Anforderung vertraut machen.

Im Frühjahr 2011 wurde die heutige Konstruktion aufgebaut und vom Hessentagspaar 2012, Nina Becker und Florian Köhler, eingewiehen. 

Die Brücke ist deutlich breiter und vollkommen anders konstruiert.  Sie ist ca. 50 m lang, 2,50 m breit und besteht aus zwölf  großen Teilen. Das Gewicht beträgt ca. 23to. Als Baumaterial wurden Stahl, Aluminium und Plexiglas verwendet. Die Lauffläche ist nicht mehr aus Holz sondern aus rutschfestem Kunststoff. Anstelle von fünf Pontons hat die neue Brücke nur noch zwei Schwimmkörper, die aus Aluminium mit mehreren Luftkammern gefertigt sind.

Durch die Verwendung dieser Baustoffe ist sie hochwassersicher.  Die Verbindungen sind fast schraubenlos. Die einzelnen Brückenteile werden mit einem großen Autokran auf- und abgebaut. Der Aufbau dauert zwei Tage, der Abbau einen Tag. Dabei kommen sowohl große LKW´s, Tieflader als auch Kräne, zahlreiche Großgeräte und Multifunktionsboote zum Einsatz.

Der Aufbau dieser Version ist kaum mit dem der Vorgänger zu vergleichen. Alleine um das für den Auf- und Abbau der Holzkonstruktionen nötigte Material  zu transportieren, waren zwei große LKW´s erforderlich. Dementsprechend schwer und sperrig waren die einzelnen Gegenstände. Bei den Bauarbeiten kamen hauptsächlich Brecheisen, Vorschlaghämmer, Kettenzüge, etc. zum Einsatz. Zusammengehalten wurde die ganze Konstruktion von Schrauben mit riesigem Ausmaß.

Im Vergleich dazu geschieht der heutige Aufbau fast filigran. Schwere Werkzeuge werden kaum noch benötigt. Auch dadurch ist eine deutliche Verbesserung eingetreten.  

Seit Beginn an werden die Brückenteile von Helfern des THW mit LKW und Tiefladern zum Auf- und vom Abbau transportiert. Jährlich ist der Transport der sehr großen und schweren Brückenteile eine sehr komplizierte und zeitaufwendige Aufgabe.

Bisher verliefen alle Arbeiten weitestgehend reibungslos. Lediglich die recht beengte Zufahrt durch die Langgasse sorgte gelegentlich für das ein oder andere Hindernis. Dank der versierten Fahrweise der LKW Fahrer kam es in allen Jahren zu keinem nennenswerten Sachschaden.

Auch beim Auf- und Abbau ist durch die umsichtige und kompetente Arbeitsweise der freiwilligen Helfer in den vergangenen Jahren weder ein Unfall passiert noch sind Personenschäden eingetreten.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt Wetzlar und der DLRG verlief bisher sehr zufriedenstellend.

Abschließend resümierte der Ortsbeauftragte, Jörg Velten, dass die Arbeit natürlich anstrengend und lang andauernd ist, die Helfer aber durch den Spaß daran und die daraus entwickelte Gemeinschaft diese Tatsache kompensieren.

Im Rahmen der Feierstunde erfolgten auch zwei Ehrungen. Herr Oberbürgermeister Wolfram Dette und Herr Peter Neul wurden für ihre jahrzehntelange Unterstützung des THW Ortsverbandes Wetzlar mit der Plakette „Dank und Anerkennung“ der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk geehrt.

Der THW Ortsverband Wetzlar arbeitet seit vielen Jahren intensiv mit der Stadt Wetzlar zusammen. Neben der Pontonbrücke baut der Ortsverband die Weihnachtsbeleuchtung auf und leistet die eine oder andere Amtshilfe.

Die Helfer des TWW Ortsverbandes Wetzlar hatten und haben dabei stets kompetente Ansprechpartner in den städtischen Gremien.

Stellvertretend für alle bedankten sich die Helfer des THW Ortsverbandes Wetzlar dafür bei Herrn Oberbürgermeister, Herrn Wolfram Dette.

Die Amtszeit von Herrn Dette als Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar endet in diesem Jahr. Während der 18 jährigen Amtszeit hat er den Ortsverband Wetzlar in vielfältiger Weise unterstützt.

Obwohl das THW als Bundesorganisation keine offizielle Verbindung zur Stadt Wetzlar hat, war er stets um das Wohl des Ortsverbandes bemüht. Er hatte immer „ein offenes Ohr“ für die Belange und Wünsche des Ortsverbandes Wetzlar.

Die zweite Ehrung wurde Herrn Peter Neul zuteil.

Im Rahmen der Pontonbrücke ist jedes Jahr vieles zu organisieren. Viele Arbeiten dazu werden vom Tiefbauamt der Stadt Wetzlar erledigt.

Herr Peter Neul ist als Mitarbeiter des Tiefbauamtes der Stadt Wetzlar u. a. für die Betreuung der Arno-Riedel-Brücke zuständig.

Alljährlich unterstützt Herr Neul die Helfer des THW die umfangreichen Brückenbauarbeiten erfolgreich durchzuführen. Wenn immer etwas zu organisieren und durchzuführen ist,  haben sie ihn als verlässlichen Partner zur Seite. Dieses Engagement ist bei weitem nicht selbstverständlich.

Die Ehrungen wurden von Herrn Broemme und Herrn Reichenbach durchgeführt. Ortsbeauftragter Velten bedankte sich und im Namen der Helfer bei den beiden Geehrten für die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit. 

Die Helfer des THW-Ortsverbandes Wetzlar hatten neben dem Aufbau der Pontonbrücke auch ein Rahmenprogramm organisiert.

Die Jugendgruppe des Ortsverbandes zeigte ihr technisches Können und baute eine ca. 40 Meter lange Seilbahn auf.

Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen demonstrierte den Gästen und Zuschauern verschiedene Wasserpumpen, u.a. die große Havariepumpe mit einer Kapazität von 15 000 Liter pro Minute.

Auch an die Verpflegung hatten sie gedacht. Die Küchencrew hatte vor Ort in der Feldküche ein Mittagessen zubereitet. 

Mit dem Aufbau der Brücke folgte ein weiteres Highlight der Veranstaltung.

Getreu dem Motto „Mittendrin statt nur dabei“ haben viele Anwesende den Aufbau live erlebt. 

Vom Ufer aus bot sich ein hervorragender Blick auf das Geschehen. Der Wetzlarer THW-Helfer Fabian Ganß kommentierte die einzelnen Schritte des Aufbaus. Dabei erläuterte er sowohl die Vorbereitung auf dem Land als auch den eigentlichen Zusammenbau der ca. 50 Meter langen Brücke auf der Lahn.


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