Wetzlar,

Aussetzen der Wehrpflicht wirkt sich auf Katastrophenhilfe aus

Der Ortsverband Wetzlar der Bundesanstalt Technische Hilfswerk (THW) sucht neue Wege, um junge Menschen für den ehrenamtlichen Dienst im Katastrophenschutz zu gewinnen. Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht zum 1. Juli entfällt nämlich eine wichtige Motivation junger Menschen für eine Verpflichtung.

Bislang, so der Ortsbeauftragte Sascha Thom und sein Stellvertreter Jörg Velten,  haben sich etwa 15 junge Männer Jahr für Jahr zu einem langjährigen Ersatzdienst verpflichtet, um entweder nicht zur Bundeswehr zu gehen oder auch Zivildienst abzuleisten. Anfangs mussten sich die jungen Leute für zehn Jahre, später für sechs und zuletzt für vier Jahre Mitarbeit verpflichten. Über Jahrzehnte war deshalb für das THW die Mitgliederwerbung nahezu kein Thema. Nun aber wird es schwieriger, neue Helfer zu gewinnen. Das Aussetzen der Wehrpflicht haben dieses Jahr bereits sechs junge Männer genutzt, um ihre Mitarbeit (Teilnahme an Übungen und Einsätzen) sofort zu beenden. Von den rund 100 Helfern des THW Wetzlar sind derzeit 50 aktiv dabei. In etwa drei Jahren, so rechnet Velten vor, könnte es vorkommen, dass nicht mehr genügend Kräfte für längere Einsätze zur Verfügung stehen. Dabei erinnerte er an Hilfseinsätze etwa beim Elbehochwasser oder Hochwasser in Polen, wo Mitglieder während der dreiwöchigen Dauer nach einigen Tagen ersetzt werden konnten.

Das THW ist nicht nur beim Hochwasserschutz aktiv. Auch bei Großbränden und Unglücken rücken die ehrenamtlichen Helfer mit ihren blauen Fahrzeugen aus. Seit 1975 baut das THW die Pontonbrücke über die Lahn in der Colchesteranlage auf und wieder ab, wartet und lagert sie. In Solms und Wetzlar hängt das THW die Weihnachtsbeleuchtung auf und ab.

Zudem ist das THW bei Veranstaltungen zu finden, etwa beim Hüttenberger Waldtag, wobei die Mitglieder die Stromversorgung sicherstellen und eine Seilbahn für Kinder einrichten. Beim Wetzlarer Ochsenfest und auch im kommenden Jahr beim Hessentag werden die THW-Helfer mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigt sein und ihre Arbeit präsentieren. Um alle bisherigen Aufgaben, einschließlich der Pflege der Fahrzeuge, Geräte und der Unterkunft in der Spilburg aufrecht zu erhalten, darf die Zahl der Aktiven nicht weiter sinken. Im Gegenteil, mehr Mitglieder sollen gewonnen werden, so Velten.

Das bedeutet stärkere Präsenz in der Öffentlichkeit. „Wir wollen verstärkt Frauen ansprechen, die ebenfalls im Katastrophenschutz zum Einsatz kommen können“, so Thom. Auch Bürger mit Migrationshintergrund sind in den Reihen des THW herzlich willkommen. Dies könne ein Beitrag sein, damit die Gesellschaft zusammen wächst. Unter den ehemaligen Helfern, die nach Hausbau und Familiengründung nun wieder etwas mehr freie Zeit haben, sieht der Ortsbeauftragte ebenfalls Potential. Bei uns ist jeder willkommen, der sich einsetzen will. Er oder sie sollte es aber mit Herz machen“, so Thom. Auch mit dem Freiwilligenzentrum Mittelhessen hat der Vorstand Kontakt aufgenommen. Vielleicht gebe es ja Möglichkeiten, um stärker sozial in die Stadt und das Umland hinein zu wirken.

Die Möglichkeiten im THW mitzuarbeiten, so wirbt Thom, seien vielfältig. Die Mitwirkung ist nicht nur in den von Technik und Handwerk geprägten Bergungsgruppen und den Fachgruppen Elektroversorgung und Wasserschaden/Pumpen möglich, sondern auch in Stabsbereichen Verwaltung, Versorgung und Logistik.

Jede/r THW-Helfer/in nimmt an einem Grundlehrgang teil. Anschließend gibt es Angebote für spezialisierte Kräfte, etwa im Bereich Elektro etc. Wer beispielsweise einen Schweißerlehrgang der THW-Bundesschule besucht, könne durchaus damit auch beruflich weiter kommen. Derzeit könne das THW auf eine junge Mannschaft bauen. Das Durchschnittsalter liege bei 35 Jahren. Die ehrenamtliche Leistung eines THW-Helfers liegt derzeit bei rund 180 Stunden pro Jahr. Wünschenswert wäre es, so Thom, wenn die Ehrenamtlichen etwa zehn Stunden im Monat dem THW zur Verfügung stellen.


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